Wer kennt sie nicht, die beiden Comic-Helden Asterix und Obelix, die ihre Heimat so tapfer gegen die Römer verteidigen? Dabei ist ganz Gallien bereits besetzt, bis auf einen kleinen Zipfel im Westen des heutigen Frankreichs: die Bretagne. Noch heute ist dort etwas von der Widerborstigkeit der Bewohner des kleinen gallischen Dorfes zu spüren. Die Bretonen sind ein eigenes Völkchen mit eigener Sprache, die mit Frankreich wenig zu tun haben wollen. Sie haben ihre eigene Kultur und sogar eine eigene Fahne. Wer die Bretagne besucht, wird dem Charme und der wilden Schönheit dieser Region sehr schnell erliegen.

Eine etwas komplizierte Anreise

Wer aus Deutschland in die Bretagne reisen will, sollte das nach Möglichkeit mit dem Auto tun. Dies hat zwei Vorteile: Man kann so viel Gepäck mitnehmen, wie man möchte (oder in den Wagen hineinpasst), zugleich kann man mit dem Auto die Region mit all ihren Sehenswürdigkeiten in aller Ruhe erkunden. Die Fahrt geht allerdings quer durch Frankreich und kann zwischen sieben und neun Stunden dauern. Eine gute Idee ist es, eine Übernachtung einzuplanen, um erholt im Westen Frankreichs anzukommen. Fliegen ist keine gute Wahl, da es in der Bretagne keinen größeren Flughafen gibt, außerdem werden von Deutschland aus keine Direktflüge in die Bretagne angeboten.

Die größeren Flughäfen, die infrage kommen, sind Nantes und Rennes, was aber bedeutet, einmal umzusteigen, entweder in Paris oder in Lyon. Eine Alternative wäre der Zug, wie der Thalys oder der TGV, die aber beide ab Paris in die Bretagne fahren.

Der wunderschöne Süden

Die überwiegende Zahl der Urlauber besucht den Süden der Bretagne, der nicht ganz so rau und so abenteuerlich wie der Westen ist. Ein schönes Ziel ist der Golf von Morbihan, ein fast geschlossenes Binnenmeer. Der bretonische Name „mor bihan“ heißt übersetzt daher auch „kleines Meer“, es gibt nur eine schmale Öffnung zum Atlantischen Ozean. Der Golf ist das perfekte Revier für alle, die gerne Surfen oder Segeln, denn das Meer ist hier angenehm ruhig. Zudem bietet der Golf von Morbihan schöne Sandstrände und einige interessante Sehenswürdigkeiten. Dem Golf vorgelagert ist die Belle Île, die schöne Insel, die ihrem Namen gerecht wird. Wer sich wie in der Karibik fühlen möchte, sollte unbedingt die benachbarten Glénan-Inseln besuchen. Die zum Teil winzigen Inseln haben herrliche Strände und das türkisblaue Wasser ist kristallklar.

In der Nähe von Carnac können sehr viele Menhire aus der Steinzeit bewundert werden. Die berühmten Hinkelsteine, die Obelix so gerne nach den Römern warf, stehen auf großen Feldern. Das Schloss Josselin stammt noch aus dem Mittelalter und ist auf jeden Fall einen Besuch wert.

Der raue Norden der Bretagne

Die nördliche Küste der Bretagne entlangzufahren, ist eine sehr gute Idee, denn dort sind die eleganten Seebäder und die beliebten Ferienorte zu finden. Sehenswert ist beispielsweise der östlichste Abschnitt, die „Côte d'Émeraude“ oder die „Smaragdküste“. Dort, an der Mündung der Rance, liegt auch die Hafenstadt St. Malo, direkt gegenüber das schöne Seebad Dinard. Ein echtes Highlight an der Nordküste ist jedoch der weltberühmte Klosterberg Mont St. Michel, der streng genommen schon zur benachbarten Normandie gehört. Wer nach der Besichtigung des Klosters noch Zeit und Lust hat, sollte einen Bummel durch das Städtchen Dinan mit seinem mittelalterlichen Stadtkern machen.

An die Smaragdküste schließt sich im Westen die Rosa Granitküste mit ihren tollen Stränden und interessanten Wanderwegen an. Der bekannteste Weg ist der „Sentier des Douaniers“ zwischen Perros-Guirec und Ploumanac'h. Dieser geschichtsträchtige Weg wurde einst von Zöllnern kontrolliert, da dort gerne Schmuggler aus England unterwegs waren.

Der wilde stürmische Westen

Für die Römer war der westlichste Zipfel Frankreichs das „Ende der Welt“ oder „Fines Terrae“. Vielleicht, weil die Bewohner in diesem Teil der Bretagne sich den römischen Besatzern tatsächlich nicht gebeugt haben. Der Name lebt heute im Département Finistère weiter, einer wild zerklüfteten Felsenküste. Sehenswert, aber nur für alle, die schwindelfrei sind, ist die „Pointe du Raz“, eine 72 Meter hohe Klippe, die der westlichste Punkt auf dem französischen Festland ist. Einen Ausflug wert ist die schöne alte Hafenstadt Brest mit ihrem Marinemuseum und dem Océanopolis Aquarium.

Die schönsten Städte

Die Bretagne kann nicht nur mit ihren Landschaften, sondern auch mit ihren Städten punkten:

  • Von dicken Festungsmauern umschlossen ist die historische Altstadt von Saint-Malo. Früher war es ein berüchtigtes Piratennest, heute ist die Stadt eines der schönsten touristischen Ziele der Bretagne.
  • Quimper hat mit der Kathedrale St. Corentin eine der schönsten und berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Bretagne. An der Kirche wurde ganze 600 Jahre gebaut, und zwar von 1239 bis 1856.
  • Vannes ist ein wahres Schmuckstück an der Südküste. Der mittelalterliche Stadtkern wird von einer mächtigen Stadtmauer umgeben. Wer den Golf von Morbihan kennenlernen will, kann das mit einem Boot von Vannes aus.
  • Dinan ist ein reizendes Städtchen, die Bretonen nennen es eine Perle. Dort stehen sehr viele sehr alte Fachwerkhäuser und ein beeindruckendes Schloss gibt es auch.
  • Concarneau ist eine kleine Hafenstadt an der Südküste, die für ihre sogenannte „Ville Close“ bekannt ist, eine in sich abgeschlossene Altstadt, die auf einer Halbinsel liegt.
  • Rennes ist die Hauptstadt der Bretagne und ein Zentrum mit vielen Sehenswürdigkeiten rund um den Place des Lices. Dort ist das bretonische Museum zu finden, mit allen Informationen zu Land und Leuten.

Kulinarisches aus der Bretagne

Essen wie Gott in Frankreich – in der Bretagne wird es Wirklichkeit. Die Küche dort ist abwechslungsreich, vor allem wer gerne Fisch und immer frische Meeresfrüchte isst, wird auf seine Kosten kommen. Ein Grundnahrungsmittel der Bretonen heißt aber „Galette“. Der dünne Pfannkuchen aus Buchweizenmehl schmeckt herber als der bekannte Crêpe und wird mit verschiedenen Zutaten belegt. Wenn der große Hunger kommt, ist die „Galettes Complêtes“, die mit Käse, Schinken und einem Spiegelei belegt ist, eine gute Wahl. „Kig ha farz“ ist ein pikanter Fleischeintopf mit Klößen, der gerne an kalten, stürmischen Tagen gegessen wird. Alle, die es lieber süß mögen, sollten unbedingt „Kouign Amann“ versuchen. Der Butterkuchen mit Karamell zergeht auf der Zunge und hat einen hohen Suchtfaktor. Köstlich ist auch „Far Breton“, ein Eierkuchen mit einer Füllung aus Backpflaumen.

Eine Reise in die Bretagne, den wilden Westen Frankreichs zu unternehmen, lohnt sich also gleich in mehrfacher Hinsicht.

M.Irfan